FORUM-Seite 1
Das FORUM Seite 2/6
Thema: Die Standortwahl der Pyramiden aus der 4. und 5. Dynastie in Gizeh, Abusir, Abu Roasch, und Zaujet el-Aryan (Teil1)
FORUM-Seite 3

 

Blick von der sog. "Satelliten-Pyramide" (zugehörig zum Pyramidenkomplex des Mykerinos) auf die Südseiten der Mykerinos-, Chephren- und Cheops-Pyramide (v.l.), welche mit ihren SO-Ecken eine fast gerade Linie bilden. Der Ägyptologe Prof. Miroslav Verner hält es für möglich, daß die Südost-Ecken der hier gezeigten drei großen Pyramiden von Gizeh und die Nordwest-Ecken der Sahure-, Neferirkare- und die unvollendete Pyramide des Neferrefre im Pyramidengebiet von Abusir zwei Visuren bildeteten, welche sich im Raum des damaligen Kultzentrums Iunu kreuzten. Der genaue Fixpunkt könnte seiner Meinung nach ein Obelisk im Tempel des Sonnengottes Re gewesen sein. Dazu ein Resümee...

 

Bild 3
Bild 3

 


Das Resümee

Interessant an dieser Hypothese ist, daß ein Vertreter der Fachwelt die Anordnungen bestimmter Pyramiden in Gizeh und Abusir nicht als ein Zufallsprodukt ansieht (1), sondern die Möglichkeit in Betracht zieht, daß diese ausgerichteten Pyramiden einen Hinweis auf einen wichtigen Kultort gaben und damit eine organische Einheit bildeten.

Es soll jetzt der Versuch unternommen werden, die Hypothese Verners, quasi aus der Sicht der Baumeister, nachzuvollziehen. Drei Annahmen sind für den zu betrachtenden theoretischen Bauablauf Voraussetzung:

  1. Es gilt die z.Z. anerkannte Baureihenfolge, gewonnen aus den Regierungsdaten der betreffenden sechs Könige.
  2. Die beiden Pyramidengebiete Gizeh und Abusir waren anfangs unbebaut, da sowohl Cheops als auch Sahure, nach der anerkannten Baureihenfolge, die Ersten mit ihren Pyramiden waren.
  3. Iunu, bekannt als ein sehr altes Kultzentrum, existierte bereits vor den o.g. sechs Pyramiden.

Nimmt man also die drei Annahmen als vorgegeben an, ergibt sich daraus schon eine sehr wichtige Frage: Wie könnten die Hauptachsen der beiden Pyramidengebiete, unter Berücksichtigung der Hypothese Verners, entstanden sein? An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, das die drei Südost-Ecken der Gizeh-Pyramiden keine genaue Linie ergeben und damit verbunden zwei Möglichkeiten für eine Festlegung der Hauptachse in Gizeh existieren. Prof. Verner geht in seinem Buch leider nicht näher darauf ein (2), ob die Festlegung der Linie von Gizeh zum Re-Tempel in Iunu entweder über die SO-Ecken der Cheops- und Chephren-Pyramide, oder über die Cheops- und Mykerinos-Pyramide wie in Bild 3 dargestellt, verläuft. Lag eine beabsichtigte Peilung über die Ecken der beiden großen Pyramiden vor, wäre die kleinere Mykerinos-Pyramide ungenau platziert worden. Bei der o.g. zweiten Peilungsmöglichkeit erfüllt die Chephren-Pyramide nicht die Ideallinie, obwohl diese noch vor der Mykerinos-Pyramide errichtet sein soll und nach einer Änderung des Bauplanes sogar eine Verschiebung nach Süden und/oder eine Vergrößerung der Grundfläche erfuhr (3) und dem zufolge, an die vermutlich genaustens eingemessene Linie hätte angepaßt werden können! Tatsache ist, daß bei allen drei Pyramiden heute die Kalksteinverkleidung größtenteils fehlt. Das ändert jedoch nichts an dem Zustand, daß die SO-Ecke der Pyramide von König Chephren auch bei noch vorhandener Verkleidung nicht an diese Linie herangereicht hätte. Ein Meßfehler wird um so unverständlicher, da dieser bei beiden Peilungen korrigierbar gewesen wäre, es sei denn, es war gar kein Meßfehler, sondern Absicht! Das ergäbe eine ganz andere Erklärung für das auffällige Standortmuster der drei Pyramiden in Gizeh. Der Autor Robert Bauval versucht das mit seiner Theorie der Pyramiden-Orion-Korrelation.

 

FORUM-Seite 1 Seite 2 © 1999 by FOTODESIGN-FRÖSE FORUM-Seite 3

 


 

(1) Bisher nimmt man an, daß mit dem Standort der Grabpyramiden auch die Königsresidenzen wechselten, jedoch ist der Grund dafür noch Gegenstand fachlicher Diskussion und damit unklar (M. Verner: Die ägyptischen Pyramiden, S. 366).

(2) M. Verner "Die Pyramiden" S.336-337.

(3) R. Stadelmann "Die ägyptischen Pyramiden" S.133